Produktionsbericht & Interview im Pro Audio Magazin 96kHz.de:

 

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Alles Echt:
"tOM Sonnentrommler - Die Geburt der Sonnentrommel"
legt den Schwerpunkt auf Inhalt, Authentizität und
"wertfördernde Entschleunigung"

 

 

Dieser Artikel wurde am 22.02.2010 im 96kHz.de-Tonstudio-Online-Magazin veröffentlicht:


 

 

96kHz.de: Einigen Lesern wird DERGRUBE – so sein Künstlername als Sänger – bereits von seiner 10teiligen Vocalcoaching-Serie auf 96kHz.de bekannt sein.

 
Im vorliegenden Produktionsbericht geht es nun einmal um die Produzententätigkeit des Multi-Instrumentalisten – denn neben Auftragsproduktionen realisiert Thomas Grube als tOM Sonnentrommler mit viel Idealismus aufwendige Multimediaprojekte.

Projektnamen wie Die Geburt der Sonnentrommel oder nachfolgend verwendete Begriffe wie Planetentöne, Urtöne und Evolutionsfrequenzen mögen dabei zunächst vielleicht esoterisch klingen – bei näherer Betrachtung wird hier jedoch schnell klar: Oktavanaloge Planetenvertonung hat schlicht etwas mit Mathematik, Physik und Chronobiologie zu tun. Und dies ist auch die Grundlage dieser Produktion. Worum geht es? Das erläutert Thomas Grube im Gespräch mit 96kHz.de über Inhalt, Authentizität und wertfördernde Entschleunigung:

 


96kHz.de: Hallo Thomas, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Der Aufwand deiner aktuellen Produktion ließ uns aufhorchen: Bitte erzähl doch unseren Lesern, was es damit auf sich hat.

Thomas Grube: Hallo! Die Zeit nehme ich mir gerne – schließlich geht es in meinem Projekt unter anderem genau darum (lacht). Aber ich muss gestehen: Als ihr mich seitens 96kHz gebeten habt, etwas zum Ablauf der Produktion Die Geburt der Sonnentrommel zu erzählen, habe ich mich zuerst schon ein wenig erschrocken: Schließlich ist das eBook zu den Projekthintergründen nicht ohne Grund so umfangreich geworden. Mal eben etwas dazu erzählen ist bei einem siebenjährigen Produktionsprozess nicht so einfach (lacht). Mein jüngster Sohn ist mittlerweile neun Jahre alt: Quasi sein gesamtes bewusstes Leben arbeitete der Papa am Sonnentrommler #1 – es ist also viel Wasser den Rhein hinuntergeflossen. Aber lass es uns versuchen...

96kHz.de: Du hast auch ein Buch zu diesem Thema verfasst?

TG: Richtig. Dazu kam ich wie die Jungfrau zum Kinde. Eigentlich war ursprünglich nur ein kleines Glossar für die CD geplant, welches die wichtigsten Fachbegriffe von Kammerton bis Wohltemperierte Stimmung und natürlich die Planetentonberechnungen erklärt. Aber das Thema stellte sich doch als umfangreicher heraus. Nun dokumentiert das Buch unter anderem auch den Bau der Sonnentrommel und die multimediale Projektausstellung.

96kHz.de: Was hat es mit der Sonnentrommel auf sich?

TG: Die Sonnentrommel ist das Hauptinstrument des Projektes. Sie steht symbolisch für die allmähliche Projektentstehung und ist über die gesamte Projektdauer gebaut – sozusagen geboren – worden. Ich halte einfach viel von Inhalt und Wertigkeit – das ist neben meiner Produzententätigkeit ja auch die zentrale Intention meiner Arbeit als Sänger und Coach:

 
Ich finde, in den letzten Jahren geht viel Qualität aufgrund von Zeitdruck den Bach runter. Ohne Namen nennen zu wollen: Ich habe schon mit Pre-Mastering-Chiefs gesprochen, die in Studios namhafter Labels am Tag bis zu vier Produktionen durchbügeln – da kann man nicht mehr von Qualität sprechen. Dieser Wahnsinn muss ein Ende haben! Zwischen all den Plastikweltcastings und Vorgestern-Deadlines sollten wir nicht vergessen, dass wir Kulturschaffende sind und dass es eben nicht nur ums Geld geht.

Sonst hätten wir alle ja direkt Bänker werden können. Nix gegen schnelles Arbeiten, aber oft sind wir einfach nur noch auf der Flucht. Sogar in meiner Arbeit als Vocalcoach heißt es immer öfter: „Der Künstler hatte noch nie Gesangsunterricht und ist jetzt ständig heiser. Du hast ´ne Woche Zeit – dann geht die Tour los...“. Das ist doch im wahrsten Sinne des Wortes krank.

96kHz.de: Aber in Zeiten sinkender Budgets leider Realität, oder?

TG: Stimmt. Deshalb wird es aber nicht richtiger! Ich versuche da bewusst einen Gegenpol zu setzen. Und klar: Mal abgesehen von meinen Produktionen sind – zum Beispiel im Coaching – selbstverständlich auch schon mal kleinere Kompromisse notwendig, aber auch hier gehe ich mit einer realistischen Mischung aus solider Ausbildung mit viel Zeit einerseits – und einer aufwändigen und sehr effektiven Coachingmethode für besagte Du-hast-nur-ne-Woche-Zeit-Jobs aus der eiligen Plastikmusikwelt andererseits dran. Denn um es frei nach Goethe zu sagen „Wem die Gesetze nicht gefallen, der muss die Gegend verlassen, wo sie gelten“ – und dazu liebe ich meine Arbeit als Musiker und Coach dann doch zu sehr. Außerdem gibt es selbstverständlich unter all den eiligen Casting-Superstars auch genug echte Talente, denen oft einfach nur die richtige künstlerische Perspektive fehlt – die lernt man halt nicht bei MTV-hast-Du-auszusehen (sprich: „V“ gleich „Wie“ – Anmerkung der Red.): Hätte beizeiten mal einer mit dem kleinen Anakin Skywalker geredet, wär´ die Nummer mit Darth Vader vielleicht auch anders gelaufen (lacht).

96kHz.de: Wurde das Projekt denn aus deiner Coachingarbeit heraus geboren?

TG: Nein. Eher anders herum: Meine Beschäftigung mit sinnvollen Natur-Frequenzen begann bereits, als ich so um die achtzehn Jahre alt war und hat meine Arbeit als Musiker nachhaltig beeinflusst. Aber da es in meiner Coachingarbeit neben der Vermittlung des musikalischen Handwerkszeug eben auch oft darum geht, den Künstlerinnen und Künstlern zu helfen, schnell und effektiv runterzukommen und zu entspannen, ist die Beschäftigung mit wirksamer Entschleunigungsmusik ein absoluter Gewinn für diese Arbeit – vielleicht könnte man dies ja den Startpunkt nennen: Die Entwicklung einer wirklich wirksamen Entschleunigungsmusik jenseits irgendeiner Blümchen- Geldverdien-Pseudoesoterik.

96kHz.de: Was meinst Du mit “Entschleunigung”?

TG: Enschleunigung bedeutet für mich Zurück zur Mitte – und die pulsiert eben meist langsamer als die derzeitige Businesshetze... was jetzt wiederum nicht heißt, dass wir uns nun alle totchillen sollen (lacht). Die Wahrheit liegt in der sprichwörtlichen Mitte – und deren Takt finden wir eben in unseren chronobiologischen Evolutionsfrequenzen.

96kHz.de: Was verstehst Du unter “Evolutionsfrequenzen”?

TG: Ich sage meist Evolutionsfrequenzen dazu – oft wird auch von Planetentönen oder Urtönen gesprochen (ein Berechnungsbeispiel findet sich hier – Anm. d. Red.). Das sind einfach jene Rhythmen, die uns in unserer menschlichen Evolution so haben werden lassen, wie wir nun sind: Circa zwei Meter große Trockennasenprimaten mit einem mehr oder weniger regelmäßigen Tag/Nacht und Schlaf/Wach-Rhythmus... also mal abgesehen von uns Musikern (lacht). Meine Grundidee war es, einen Stimmungsprozess zu entwickeln, welcher die Hörerinnen und Hörer in ihrer 440Hz-Kammerton-Hörgewohnheit abholt und über die Dauer des Stückes auf diese hörbar gemachten Evolutionsfrequenzen einstimmt – z.B. auf die Erdumdrehungsfrequenz des Tages und des Erden-Jahres, sowie auf Sonnen- und Mondzyklen. Diese in den Hörbereich transponierten Planetengrundtöne wurden dafür mit bis zu elf Stellen hinter dem Komma berechnet, programmiert und promillegenau aufgenommen – nach einer Berechnungsformel des Schweizer Mathematikers und Musikwissenschaftlers Hans Cousto.

96kHz.de: Wie kamst Du auf dieses Thema?

TG: Ich wollte mit diesen Evolutionsfrequenzen – jenseits unseres rein bürokratisch festgelegten Kammertones – arbeiten, da ich finde, dass der Naturbezug, den z.B. Maßeinheiten wie Meter, Kilogramm oder Kalorie haben, auch unserer Musik zu Grunde liegen sollte. Ich wollte meine Musik nicht einfach nach einer bürokratischen Zufallsfrequenz einstimmen – sondern einen wirksamen Stimmprozess entwickeln. Wir kümmern uns in unseren Studios um alles – den linearen Frequenzgang unserer Abhöre, unseren perfekt eingemessenen Regieraum, die inneren Werte unserer Studioverkabelung etc... Nur bei der wichtigsten Frequenz überhaupt – dem zentralen Stimmton unserer Musikproduktion – da richten wir uns gedankenlos nach einem sinnlosen und völlig willkürlich festgelegten Normstandardton: Ganz im Gegensatz zu vielen anderen Kulturkreisen, wie zum Beispiel Indien...

96kHz.de: Wodurch wird die Musik denn “wirksam” und wie verläuft dieser Stimmungsprozess?

TG: Diese Frage interessierte mich besonders: Wirkt Musik mit oktavanalogen Natur-Frequenzen tatsächlich anders – oder ist dies pseudoesoterisches Gequatsche? Meine Komposition beginnt zunächst in der üblichen 440 Hz Kammertonstimmung und stimmt die Zuhörerinnen und Zuhörer dann allmählich über die Dauer der CD – sozusagen Cent für Cent – hinein in die Grundfrequenzen unserer Welt. Ganz genau so, wie man auch ein Instrument stimmt. Langsam – und Ton für Ton.

96kHz.de: Wie hat der Produktionsprozess begonnen?

TG: Neben der eigentlichen Arbeit an der Komposition richtete sich die Aufmerksamkeit der Produktion entsprechend früh auf die Stimmung der zu erstellenden Grundtöne. Schon die Genauigkeitsproblematik dieser Grundtöne ließ mich direkt zu Beginn mein Studioequipment unter diesen Gesichtspunkten durchdenken. Nicht zuletzt war dabei sicherlich auch die Bemühung, meinen eigenen Sound zu finden und kompromisslose Aufnahmen zu erstellen ein wichtiger Grundgedanke. All dies lief auf ein Arbeiten mit viel Zeit jenseits kommerzieller Finanzaspekte hinaus – welches letztlich zur Kernphilosophie der Sonnentrommler-Projekte wurde.

 

Mit Blick auf die Studiotechnik fiel mir bald auf, dass ich meine Arbeitsweise immer den mich umgebenden Maschinen von der Stange anpasste – und nicht die Maschinen meiner individuellen Arbeitsweise.

Auch nervten mich zunehmend Aspekte wie alle zwei Jahre wechselndes Equipment, weil wieder irgendwelche Computer-Schnittstellen plötzlich nicht mehr vorhanden sind. Ständig passte ich mich neuer Hard- und Software an, hörte mich in neue Wandler ein, usw. All dies hält letztlich vom Musikmachen ab.

Ich begann einmal darüber nachzudenken, wie mein persönlicher Vorverstärker und meine Hauptproduktionstools optimalerweise beschaffen sein sollten, was mir soundmäßig wichtig ist – und wie genau mein damaliger Equipmentstand diese Ideale unterstützte.

Man kann sagen, ich sehnte mich nach einer langlebigen, individuellen Produktionsbasis jenseits des immer schneller wechselnden Produktionsgeräte-Konsumparks.

96kHz.de: Wo genau hast Du da angesetzt und mit welchen technischen Mitteln hast du das Projekt schließlich umgesetzt?

TG: Dazu begann ich gaaanz vorne: Bei den Vorverstärkern. Ein wichtiger Soundaspekt war dabei von Anfang an die klare Trennbarkeit von purem 1:1 Klang einerseits – und bewusst eingreifender Klangfärbung andererseits: Nachdem ich zunächst viele Standardgeräte verglichen hatte, hörte ich schließlich von dem Techniker Michael Zähl, der schon das legendäre Conny Plank Pult (Link zu Conny Plank bei wikipedia – Anm. d. Red.) und das CAN-Pult gebaut hatte und der wohl – wie man sich erzählte – sogar die Klangauswirkungen verschiedener Netzteile in den von ihm konzipierten Vorverstärkern vergleichen würde... Ich wandte mich zunächst mit einem Problem meines damaligen Liveequipments an ihn und erzählte ihm von meinem Projekt und meiner Suche nach individueller Technik. In einem ersten Schritt wurde darauf hin mein damaliges Mackie-Pult etwas modifiziert und Michael Zähl berichtete mir von einem Forschungsprojekt der Fachhochschule Düsseldorf (aus dem Jahre 1999: Vergleich von analogen Mikrofon- Vorverstärkereingangsstufen mit und ohne Übertrager - Ingo Schmidt-Lucas und Prof. Dr. phil. Dipl.-Ing. Braun – Anmerkung der Red.).

Speziell für diese Untersuchung hatte Zähl zwei äußerst hochwertige Vorverstärker-Typen der Serie LEELA konzipiert. Beide Vorverstärker-Typen befinden sich in einem Gehäuse und unterscheiden sich schaltungstechnisch lediglich in der Eingangsstufe: Verstärkereinheit #1 verwendet einen Eingangsübertrager (Übertragerstufe) – während Verstärkereinheit #2 nur aktive Bauteile in der Vorstufe verwendet (Elektronische Stufe). Es ging um die grundsätzliche Frage, "inwieweit die Verwendung von Übertragern in Mischpulten oder Mikrofon- Vorverstärkern das Original-Mikrofonsignal klanglich verfärbt". Da sowohl die darüber verfasste Diplomarbeit, wie auch die Vortragsserien dieser Forschungsarbeit gerade abgeschlossen waren, bekam ich diese Vorverstärker- Typen zu Testzwecken ins Studio.

96kHz.de: Mit welchen Mikrofonen hast Du dabei gearbeitet?

TG: Ich nutzte in meinen Testserien Mikrofone von Neumann über AKG bis Rode – kombiniert mit diversen Kabeltypen vom Standard-Neutrikkabel über Vovox bis zu Digitalkabeln: Ich kam für mich zu dem Ergebnis, dass es halt immer darauf ankommt, was man aufnehmen will (grinst). Interessanterweise bekam ich vor kurzen die Testergebnisse der erwähnten Fachhochschuluntersuchung in die Finger: Ich fand mich darin zu den damaligen Messwerten absolut bestätigt und zu den 52 Versuchspersonen der Hörtests (von denen 37 Toningenieur-Studenten waren – Anm. d. Red.) absolut konform. Im Hochschul-Test wurden Cembalo- und Orgelaufnahmen verwendet... um es sehr vereinfacht zu sagen: Je nach Musikmaterial fielen die Ergebnisse verschieden aus – aber klanglich eindeutig besser oder schlechter für bestimmte Instrumentengruppen geeignet. Und genauso ging es mir: Ich empfand die diversen Charakteristika einfach als klanglich verschieden – je nachdem was man aufnehmen will... aber nicht pauschal besser oder schlechter.

96kHz.de: Du hast vor unserem Treffen am Telefon erwähnt, dass du auch verschiedene Kabel ausprobiert hast?

TG: Ja, und ich bin fast versucht zu sagen: dabei verhielt es sich ähnlich wie bei den Mikrofonen... Obschon sonnenklar ist: Gute Kabel machen Sinn! Dennoch ergaben beispielsweise einige Digitalkabel (z.B. AES/EBU Kabel für Studio- Festinstallation – Anm. d. Red.) eine sehr feine Höhenwiedergabe – blieben aber im Bassbereich etwas farbloser. Diverse Percussionsaufnahmen gefielen mir in diesem Klangbild außerordentlich gut. Von mir mikrofonierte und mit den Fingern gespielte, große Kreissägeblätter klangen mit ihrem tiefen gongartigen Sound hingegen über gute Standardkabel in meinen Ohren besser. In der Folge setzte ich daher Mikrofone sowie Kabel gezielt aufgabenspezifisch in der Produktion ein. Ich bemühte mich, zunächst immer den erwünschten Sound über Kabel- und Mikrofonauswahl, deren Positionierung und den entsprechenden Vorverstärker zu erhalten. Die Zähl-Vorverstärker der Serie LEELA erwiesen sich dabei nach all meinen Tests als die perfekten Pur-1:1-Vorverstärker, welche ungefärbt die Klangrealität so wiedergeben, wie ich sie erlebe. Unnötig zu erwähnen: Das Testgerät wohnt heute bei mir – das Unikat verließ bis heute nicht wieder mein Studio (lacht).

96kHz.de: Hast Du etwa nur pure 1:1 Aufnahmen in der Produktion verwendet – ohne EQ-Bearbeitungen des Signals?

TG: Nein, natürlich nicht. Selbstverständlich greife auch durchaus beherzt in den Frequenzgang ein. Die Qualität der Signalbearbeitung war der nächste Schritt: Ich arbeite seit Jahren mit Logic auf Mac und nutze durchaus dessen EQs, wie auch diverse externe Plug-Ins wie z.B. Waves. Ich hatte aber aus dem Analogzeitalter gewisse klangliche Vorlieben mitgebracht, die ich gerne als fassbare Hardware vor mir haben wollte. Diese Vorlieben fanden sich schließlich im Zähl CVA-2 befriedigt...

96kHz.de: Noch eine Entwicklung von Michael Zähl? Wie ist der CVA-2 im Unterschied zum LEELA denn aufgebaut?

TG: Neben der reinen Vorverstärkerfunktion verfügt der CVA-2 zusätzlich über regelbare Low-Cut- und High-Cut-Filter – beide mit zuschaltbarem Notchfilter – einen Deesser, einen äußerst umfangreichen EQ – sowie Kompressor und Limiter mit zusätzlichen Funktionen, wie zum Beispiel einer Positiv-Gain- Schaltung. Jedes einzelne dieser Module lässt sich bei Bedarf in den Signalweg einschalten und bleibt ansonsten absolut true bypass aus dem Pur-Signal. Über eine Link-Funktion (Deesser, Kompressor, Limiter) lassen sich zwei CVA-2 zum Stereopaar zusammenschalten. Und alles das zusammen auf einer 19“ HE. Ich war so glücklich mit den Geräten, dass ich mit Michael Zähl noch ein individuelles Steckfeldkonzept für mein Studio plante – welches dann von ihm realisiert wurde (10 HE; 480 Patches – Anm. d. Red.). Auf dem Weg durch die erste Sonnentrommler-Produktion folgten dann noch diverse Spezial- Anfertigungen...

96kHz.de: Das hört sich ja fast so an, als ob du dein gesamtes Studio für diese eine Produktion umgebaut hast?

TG: Im Grunde genommen... ja. Mit den Jahren habe ich in der Tat alles neu strukturiert, umgebaut und erweitert. Auch die Studio-Akustik wurde mit diversen Technikern begutachtet, gemessen und optimiert – by the way: Dank an Peter Lang, Hans Peter Hommelsheim und Sebastian Haitz!

Ich baute alle Arbeitsmöbel und Racks nach meinen ergonomischen Empfindungen und Vorstellungen selbst und bin immer wieder erstaunt, wie verschieden sich mein heutiger Workflow zu damals anfühlt.

96kHz.de: Beschreibe doch bitte mal Deinen Workflow. Wie verlief denn der Signalfluss?

TG: Die Sonnentrommlerproduktion startete auf einem Apple G4 Dual, wechselte dann auf einen G5 Dual und wurde auf einem Mac-Quad abgeschlossen. Ich nutze seit 2004 die Logic Control als externen Controller. Meine Aufnahmen laufen meist wie beschrieben je nach Soundwunsch über LEELA, CVA-2, das modifizierte Mackie-Pult, diverse RME-Vorverstärker oder auch schon mal durch die analoge 8-Spur Bandmaschine Revox C 278. Desweiteren gibt es diverse, wechselnde Gast-Vorverstärker im Studio (z.B. Universal Audio, Avalon – Anm. d. Red.): Diese zählen aber nicht zum festen Bestand.

 

Als Wandler nutze ich fast ausschließlich RME´s Fireface 800 sowie den damit synchronisierten ADI 8-Pro, da mir diese klanglich über die Jahre ans Herz gewachsen sind und ich sie einfach gut kenne. Gemischt wird digital in Logic: Oft mische ich jedoch auch über eine Art analoge Summierung vom Pult ins Logic zurück – zum Beispiel auch bei Die Geburt der Sonnentrommel...

96kHz.de: Die Bedeutung des analogen Summierens hat ja in den letzten Jahren stark zugenommen...

TG: Jepp. Ich erinnere mich noch, wie manche Herren, die heute teure Analogsummierer kaufen, mich damals entsetzt zur Rede stellten "Wie kannst Du die digitale Ebene nochmals verlassen?!" So ändern sich die Auffassungen (lacht). Fairerweise muss ich einräumen: Analogsummierer waren damals noch kaum ein Thema (Teile des Mixes von „Die Geburt der Sonnentrommel“ enstanden bereits 2003 – Anm. d. Red.), – wohl aber gute Mischpulte. Meine Beweggründe waren also nicht nur klanglicher Natur – ich vermisste in bestimmten Produktionen einfach das intuitive Mischen auf Hardware-Reglern...

96kHz.de: Du hast die Mischung also sowohl digital in Logic, als auch analog als dynamische Summierung auf dem Pult zusammengefahren?

TG: Ja – ich stellte bis zu sechzehn Instrumenten-Subgruppen zusammen, welche ich dann in Echtzeit wieder auf die digitale Ebene zusammenmischte. Wenn man dabei in Minute 43 einen Fehler macht – beginnt man den Mix halt von vorne... herrlich prickelnd und ungeheuer spannend! Das Ergebnis bleibt dabei ein nicht wiederholbares Unikat – so wie es halt in der Zeit vor dem digitalen Total-Recall immer war. Dies war auch der Grund, warum ich zum Projektende meiner zweifelsohne großen Versuchung widerstand, den vier bis fünf Jahre alten Mix vor dem Pre-Mastering nochmals neu zu mischen: Ich hätte niemals den damaligen Geist der Zeit wieder einfangen können. Genau solche Zeitqualitäten á la Firsttake sind mir in den Sonnentrommler-Projekten wichtig...

96kHz.de: Auf deiner Website habe ich von der “tigergrube” gelesen? Was ist das genau?

TG: Haha – mein Lieblingstool... (lacht). Die tigergrube ist mein Abhör-Controller. Egal ob analoge Summierung in Echtzeit oder digitaler Bounce in Logic: Ich wollte eine Abhörmatrix zwischen den Wandlern und der aktiven Abhöre, die mich ungefärbt hören lässt, woran ich arbeite! Diese Aufgabe – sozusagen den Lautstärkeregler vor meinen Monitoren – erfüllte lange Zeit ein schlichtes Mackie 1202-VLZ. Zum Zeitpunkt meiner damaligen Überlegungen gab es Gerätekonzepte wie z.B. Mackie´s Big Knob noch nicht und eine neues, großes Analogpult zum Abhören von zwei Spuren machte für mich keinen Sinn. Andererseits wollte ich jedoch auf Features wie Phase Reverse, Monoschaltung, anpassbare Pegel für die Eingangsquellen sowie Lautsprecherumschaltung nicht verzichten: Ein simpler Lautstärkeregler reichte hier also nicht aus. Als ich so über einen amtlichen Ersatz des Mackie nachdachte, sprach ich wiederum...

96kHz.de: Lass mich raten...

TG: ...richtig – mit dem guten Herrn Zähl über meine Sound- und Handlingvorstellungen. Da diese Hauptschaltmatrix außerdem das Gerät ist, wo ich über Jahre den ganzen Tag meine Hand drauf habe, spielten neben klanglichen Aspekten auch ergonomische und optische Gesichtspunkte eine Rolle bei der Entwicklung. Nicht zuletzt war auch die langlebige Integration wechselnder Studiogeräte an dieses Kernstück – Stichwort Steckfeldanbindung – ein wichtiger Punkt. Zähl fand meine Ideen gut und über den Zeitraum von circa eineinhalb Jahren sammelten wir Ideen, konzipierten und bauten die tigergrube.

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Die tigergrube – gebaut von Michael Zähl (Bild: Franz Hamm)

 

 

96kHz.de: Kannst Du uns etwas zu den Details des Gerätes sagen?

TG: Klar. Die technische Konzeption, die Konstruktion und das Hardware-Design der tigergrube stammen aus besagtem Hause Zähl. Die Gestaltung der Frontplatte entwickelte der Grafiker sebvertising nach einer Idee von mir. Die künstlerische Umsetzung der Frontplatte erfolgte schließlich durch den Maler und Airbrushkünstler Oliver Wrobel, der auch die Bilder der multimedialen Sonnentrommler-Ausstellung gemalt hat. Die tigergrube wurde ausschließlich mit edlen, audiophilen Bauteilen bestückt und hebt sich schon aufgrund ihrer aufwendigen Konstruktion deutlich von Massenprodukten von der Stange ab. Vom selbstverständlich externen Netzteil und externer Multipin-Anschluss-Box über individuell gestaltete Multicore-Steckfeldanbindung bis zu inneren Werten wie z.B. Relaisschaltung hinter jedem Knopfdruck, hochwertigen Fadern und penibler Masseführung ist das Unikat tigergrube ein aus meinem Studioalltag nicht mehr wegzudenkendes Verbindungsstück. Sie bietet mir genau die flexiblen Routingmöglichkeiten, die ich immer haben wollte. Ich konnte außerdem meine persönliche, ergonomische Handhaltung berücksichtigen, die individuelle Steckfeldanbindung gestalten und sicherstellen, dass alle Bedienschalter auch nach sieben Jahren nicht anfangen werden zu knacken, da besagterweise jeder Schaltvorgang über ein Relais geschaltet wird – wie dies beispielsweise auch bei den Lautstärkereglern von LEELA der Fall ist (jede einzelne Raste der Gainregler schaltet im LEELA ein weiteres Relais in einer Relaisbank – Anm. d. Red.). Darüber hinaus bietet das per Knopfdruck leuchtende Strahlekätzchen auch einiges fürs Auge. Neben den vorgenannten technischen Details erwies sich dies über die Jahre als mindestens ebenso wichtig: Es macht einfach jeden Tag aufs Neue Spaß damit zu arbeiten!

96kHz.de: Lass uns doch nochmal zur Stimmung der Grundtöne zurückkehren. Wie genau bist Du da vorgegangen?

TG: Stimmt – darum ging´s ja vorhin (lacht). Zur genauen Tonerzeugung und deren Kontrolle nutze ich für meine planetaren Grundtöne derzeit den ATS 2 von Audio Precision. Die Grundtöne entstehen mit einer Oszillator- Einstellgenauigkeit von 2 ppm. Auf diese Sinustöne vom ATS 2 setze ich dann gestimmte Synthesizersounds – meist so, dass die Töne des ATS 2 durch den Verdeckungseffekt unhörbar werden – und lediglich eine fühlbare Basis bilden. So erhalte ich das Beste aus beiden Welten: Bestmögliche Stimmgenauigkeit, aber auch alle klangästhetischen und musikalischen Soundfreiheiten jenseits langweiliger Sinustöne. Im Falle der Planetentöne der vorliegenden Produktion wurde für die Synthesizer-Stimmung außerdem ein kleines Computerprogramm entwickelt, welches Centeinteilungen mit 11 Stellen hinter dem Komma genau berechnet. Ich konnte so überprüfen, wie nahe ich mit den Centeinteilungen bestimmter älterer Synthesizer an die erforderlichen Werte herankomme und wie ich die Mikrotune angleichen muss, um den von mir gewünschten Wert von maximal einem Promille Abweichung einzuhalten. Auch wenn wohl die meisten auf dem Consumermarkt erhältlichen CD-Player schon aufgrund minderwertiger Quarze das Resultat nicht ganz soooo genau wiedergeben werden – von Veränderungen durch Schwankungen in der Raumtemperatur mal ganz abgesehen... (lacht).


ATS 2 von Audio Precision im Einsatz (Bild: Thomas Grube)

 

96kHz.de: Klingt in der Tat nach einem komplexen Mikrokosmos. Ließ sich diese Genauigkeit denn während des gesamten Produtionsprozesses durchhalten?

TG: Schon – aber nicht ohne gewisse Probleme. Das führte bis in die aktuelle Computertechnik. Eine nette Anekdote dieser Genauigkeitsthematik ist mein Erlebnis mit einem Professor einer deutschen Universität: Dieser teilte mir auf meine Anfrage bezüglich Erhalt eines von ihm entwickelten Computerprogrammes für spezielle Planetentonvertonung mit, dass es dieses Programm leider nicht für den Mac gibt – und es auch nur eine äußerst abgespeckte, veraltete Light-Variante für den PC gäbe. Auf mein Weiterfragen, wie er selbst denn seine Planetenvertonung umsetzt, erhielt ich zu meiner großen Verwunderung die Antwort: "Ich erstelle meine Planetentöne ausschließlich mit zwei synchronisierten ATARI STs, weil der PC leider zu ungenau ist". Der Atari hätte eine schnellere Clock, und daher ein besseres Timing als der PC – welcher nur mit einer Sofwareclock liefe... Da ich selbst ursprünglich vom Atari komme und diesen aus gefühlsduseligen Gründen nie aus dem Studio geworfen hatte, wurde ich also doch glücklich: Die Ataris wurden abgestaubt und das entsprechende Programm installiert. Verkehrte Welt...

96kHz.de: Wurde denn die gesamte Produktion in deinem Studio produziert?

TG: Der gesamte Audio-Teil sowie die grundsätzliche Filmmischung wurde bei mir im Studio aufgenommen und gemischt – übrigens nicht auf Ataris (lacht). Lediglich fürs Pre-Mastering habe ich mir abschließend ein paar frische Ohren gesucht. Das gesamte Soundmastering, inklusive der experimentellen Surroundmischung des Filmes habe ich dann in und mit der audio-manufaktur Köln machen lassen. Die finale Erstellung der Pre-Master erfolgte anschließend wieder bei mir im Studio. Kai Blankenberg aus der Skyline Tonfabrique in Düsseldorf half mir außerdem ein wenig bei Fragen bezüglich des CD- Enhanced-Formates – und beim PQ Editing. Desweiteren meinen Dank für hilfreiche Tips an Klaus Genuit aus den Hansahaus Studios, Sven Neumann aus der Klangfabrique Lohmar und Georg Reddig von Audiospray.

96kHz.de: Wie verlief denn die Mastering Session? Bei einem so umfangreichen Projekt sind doch bestimmt besondere Anforderungen gestellt worden?

TG: Zunächst einmal hat die audio-manufaktur Köln das gemacht, was ich mir am meisten gewünscht habe: Man hat sich Zeit genommen und außerordentlich viel Mühe gegeben (lacht). Ich wollte die ursprüngliche Dynamik und die Transienten des Stückes so weit wie möglich erhalten. Daher haben wir uns entschlossen, statt mit einem klassischen Downward Kompressor, mit einem Upward-Kompressor zu arbeiten, der das Signal nur minimal verdichtet hat. Zum Einsatz kamen hier ausschließlich sehr sauber arbeitende digitale Komponenten, wie der Upward-Kompressor und der Brickwall-Limiter aus dem TC M6000. Das hat wirklich sehr gut funktioniert. Und wo wir dann doch einmal die Dynamik ein klein wenig einschränken mussten, da sonst manche Peaks der Trommeln einfach zu stark herausgestochen hätten, hat dann der Brickwall-Limiter eingegriffen. Allerdings waren solche Korrekturen nur sehr minimal – und der Dynamikumfang der Produktion von knapp 30dB ist so auch nach dem Pre- Mastering fast vollständig erhalten geblieben. Dies war eine der Vorgaben, die das Mastering-Studio auf jeden Fall erfüllen sollte. Da ein besonders lebendiger und dynamischer Klangcharakter entstehen sollte, habe ich deshalb auch Teile des Audio-Materials direkt auf meine Studer-Bandmaschine aufgenommen – insbesondere bei der Aufnahme der Sonnentrommel-Sounds kam die Bandmaschine zum Zuge. Dadurch, dass manche dieser Audiopassagen recht leise sind, ist so natürlich auch hin und wieder ein wenig Bandrauschen zu hören. Da bei der Produktion der Schwerpunkt auf der Authentizität lag, haben wir das Rauschen im Mastering-Prozess nicht vollständig entfernt, da dies zu starken Einfluss auf den Klangcharakter genommen hätte. Transienten und Dynamik waren mir einfach wichtiger als ein totkomprimiertes Pegel-Monster mit glattpolierten Oberflächen...

96kHz.de: Das klingt ein wenig nach der aktuellen Loudness-War-Thematik...

TG: Ja! Als wir 2006 mit dem Pre-Mastering begannen, war mir zwar die 2009 gegründete Pleasurize Music Foundation von Friedmann Tischmeyer noch nicht bekannt – aber genau das war meine Intention! Der Mann spricht mir mit seiner Dynamic Range Initiative absolut aus der Seele! Ich konnte – und kann – diese plattgebügelten Hauptsache-Laut-Produktionen nicht mehr hören. Das Thema Premastering-Philosophie hat deshalb sogar einen eigenen Abschnitt im Buch bekommen...

Einschub der Redaktion: Wir haben die DR-Werte der Sonnentrommler- Produktion Die Geburt der Sonnentrommel analysiert: Nach der Bearbeitung haben sich daraus die folgenden DR-Werte ergeben:

 

96kHz.de: Die Produktion hat einen unglaublich satten Tiefbass. Es gibt sogar auf der Rückseite des Digipak´s den Hinweis “Achtung – Tiefbass! Tieffrequente Planetentöne: Bitte achten Sie auf Ihre Abhörlautstärke!”. War der Bass Bestandteil des Konzeptes?

TG: Ja. Die durchgängig tiefen Frequenzanteile im Bass waren ein weiterer Punkt, der enorm viel Aufmerksamkeit erfordert hat. Alles sollte ohne Low-Cut nach unten offen sein – und möglichst natürlich klingen. Ich vermute zwar, dass die permanent vorhandenen Tiefbasstöne meine DR-Werte deutlich schlechter dastehen lassen, als dies bei den circa 28 dB Dynamikumfang dieser Produktion ansonsten der Fall gewesen wäre – aber der Bass war halt Konzept: Die tiefen Frequenzanteile beeinflussen den gesamten Mix, daher war es entsprechend aufwendig, ihn für durchschnittliche Consumer-Wiedergabesysteme unter Kontrolle zu bekommen – schließlich geht der Bassbereich der Sonnentrommlerprojekte stellenweise unbeschnitten runter bis 2 Hz. Das hat zur Folge, dass der Bassbereich den gesamten Frequenzbereich stark dominiert und zusätzlich einen nicht unwesentlichen Einfluss auf andere Frequenzbereiche, wie die Mitten und Höhen hat. Korrekturen im Bassbereich bewirken schliesslich auch automatisch Änderungen im Mitten- und Höhen-Bild. Bei der Wiedergabe auf kleineren Lautsprecher-Systemen – aber auch auf mittleren Zweiwegesystemen ohne Subwoofer, bei denen der Bass- und Mittenbereich über einen Treiber läuft – beeinflusst der tiefe Bass natürlich auch die Membran- Auslenkung und somit auch die besagten anderen Frequenzen, die über diesen Treiber wiedergegeben werden. Das gilt hier besonders für die Mitten. Daher haben wir noch eine zusätzliche mp3-Version im Rom-Teil der CD hinterlegt, bei der der Bass unter 40 Hz abgeschnitten wurde – ohne ansonsten großartig den Klang zu beeinflussen. Das entspricht jedoch nicht der grundsätzlichen künstlerischen Idee und versteht sich definitiv nur als Beigabe für eine hifitechnisch suboptimale Situation...

96kHz.de: Im Menü der Film-DVD habe ich neben der 5.1 und der 2.0 Version auch eine “Version für kleine Lautsprechersysteme” gesehen. Ist die auch Bass-entschärft?

TG: Genau. Bei CD und DVD ist damit auch die saubere Wiedergabe auf kleineren Lautsprechern, wie zum Beispiel PC-Lautsprechern gewährleistet, ohne dass die Membran-Auslenkung zu groß wird und andere Frequenzen ausgebremst werden – oder es gar eine kleine Heim-Surround-Anlage vom Discounter durch die Wand drückt... (lacht). Den Low-Cut in der entschärften Filmversion haben wir bei 38 Hz angesetzt.

96kHz.de: Gab es – einmal abgesehen von diesen entschärften Versionen – im Pre-Mastering eine besondere Herangehensweise für diese Bass-Philosophie?

TG: Die gab es. Um die Wirkung, die das Projekt erreichen sollte nicht zu verfehlen, musste der Bass natürlich auch nahezu unbearbeitet durch den Mastering Prozess gelangen. Da kein Equalizer benutzt werden konnte, da er das Frequenzspektrum manipuliert hätte, war es nicht immer einfach, die frequenzbezogenen Probleme in den Griff zu bekommen. Dies gelang nur durch aufwändige Automationskurven, die wiederum die Arbeitsbereiche der Dynamikbearbeitenden Effekte gesteuert haben. So konnten wir Resonanzen und Pegelspitzen dynamisch abfangen, ohne zu sehr eingreifen zu müssen.

96kHz.de: Das klingt recht aufwändig - hat denn das Endergebnis auf Anhieb deinen Vorstellungen entsprochen?

TG: Auf jeden Fall! Ein völlig unerwartetes Problem begegnete mir jedoch abschließend bei der finalen Erstellung der CD-Enhanced: Die CD-Länge, wie auch die Längen der Einzeltracks sind nämlich auch oktavanalog zu kosmischen Naturfrequenzen berechnet und umgesetzt. Die Titellängen sind dafür bis auf drei Millisekunden hinter dem Komma gemastert und die Skip-Punkte der Titel sind im Musikmaterial (ohne Pause, durchlaufend wie eine Live-CD – Anm. d. Red.) auch genau dort, wo sie rechnerisch hingehören. Sprich: Nicht immer auf dem Nulldurchgang der Phase. Im Pre-Mastering machten wir uns diesbezüglich zunächst keine Sorgen, da ein Testbrennen keine Probleme ergab. Bei der anschließenden Pre-Master-Erstellung fürs Presswerk ergab sich aber das Problem, dass Software wie z.B. Toast 9 oder auch Toast 10 diese Audiosession mit ihren On the fly-Skip-Punkten nicht knackfrei brennen konnte.

96kHz.de: Konntet ihr nicht einfach mit der Masteringsoftware brennen?

TG: Den Audioteil natürlich schon. Da der Romteil der CD-Enhanced jedoch nochmals gesplittet für Mac, PC, Linux etc. programmiert wurde, benötigten wir eine Software wie z.B. Toast um diesen Romteil einzurichten und dann als zweite Session hinter den Audioteil zu brennen. Mit der simplen Funktion „Datenteil anhängen“ der Masteringsoftware war es hier leider nicht getan. Da desweiteren die Software des Masteringstudios nicht mit meiner Studiosoftware identisch war, ergab dies – mal abgesehen von der Knackfrei-Problematik – schon wegen dieses Rom-Teiles die Notwendigkeit, auf zwei verschiedenen Brennern eine CD zu erstellen: Den Audioteil im Masteringstudio – und den Datenteil bei mir. Dies warf natürlich direkt die Frage auf, ob so etwas Probleme bereiten kann – und wie sauber wohl Brenner #2 hinter der Session von Brenner #1 ansetzen würde. Insbesondere, da auf diesem Wege ja ein physikalisch anderes Brennermodell die CD abschließt, als das Modell, welches die CD begonnen hat. Mehrtägige, aufwendige Testserien bestätigten schließlich, dass solch eine Vorgehensweise einigen Playern in der Tat Probleme bereitet. Das war aber ein weiter Weg, bis ich´s wußte...

96kHz.de: Wie genau bist Du da vorgegangen?

TG: Ich arbeitete bei dieser Zwei-Brenner-Methode zunächst mit einem Image von der besagten Masteringsoftware-Audio-Ausspielung. Dies funktionierte dann auch knackfrei. Doch obschon bei einem Image alles gleich bleiben sollte, waren nach Brennen dieses Images als Session 1 und dem anschließenden Brennen des Datenteiles und Finalisierung der CD als Session 2 alle CD-Texte verschwunden. Ich kam nicht dahinter, wieso dies so war. Auch verliefen die besagten CD-Player-Kompatiblitätstests eben nicht optimal. Die Fragestellung dieser Pre-Master-Erstellung ging aufgrund der Knack-Thematik des Audioteiles, der Image-Thematik und der 2-Brenner-Philosophie nun durch einige der führenden Masteringstudios dieses Landes. Ohne Erfolg. Finale Aussagen, wie dieses Master am besten realisiert werden kann, blieben meinen Versuchen vorbehalten: Aber jeder einzelne Mastering-Kollege half mir Stück für Stück den Prozess zu erleuchten – Danke also an alle Beteiligten!

96kHz.de: Wie gelang die Pre-Master-Erstellung der CD-Enhanced denn schließlich?

TG: Die Lösung brachte die Kombination des über 10 Jahre alten Programmes JAM 6 für den Audioteil und Toast 9 für den Romteil. An dieser Stelle nochmals Vielen Dank für die Softwareunterstützung aus den Archiven von Roxio und an die Geschäftsleitung. Gebrannt wurde beides auf dem aktuellen Plexwriter II Premium. Dieser hing zunächst aus Flexibilitätsgründen in einem externen Gehäuse und wurde über Firewire angeschlossen. Dies führte aber auch zu unsauberen Testergebnissen, so dass ich den Plextor schließlich doch intern in meinen Mac Quad einbaute. Dann funktionierte es endlich. Vielleicht rührten die Probleme ja von der Firmware der Steuerelektronik im externen Gehäuse... auch hier mein Dank an Plextor für diesbezüglichen Support und gemeinsame Fehlersuche.

96kHz.de: Hast Du die Pre-Master wirklich auf über 100 Playern getestet? Du erwähntest so etwas am Telefon...

TG: Jepp (lacht). Auf ziemlich genau 100 CD-Playern und circa 60 DVD-Playern. Ein Wahnsinn – gelle? So etwas mache ich auch definitiv nicht bei jeder Produktion – der Aufwand war sicherlich einmalig. Aber nach den Mühen einer siebenjährigen Produktionszeit – und durch die Brenner-Vorgeschichte verunsichert – sprach ich schließlich mit einigen Führungskräften des Saturn Köln und bekam die Möglichkeit, meine Pre-Master dort ausführlich zu testen. So mit Druckluftspray an jedem Gerät... die hatten wahrscheinlich noch nie so saubere Player... (lacht). Außerdem ließ ich von CD-Enhanced und DVD eine physikalische Anpressung vom Glasmaster anfertigen. Ich wollte auf der Zielgeraden einfach sicher gehen. Der Aufwand wurde belohnt – letztlich liefen die finalen Pre-Master erfolgreich auf ausnahmslos allen Geräten! Die finale Fassung – wie auch die Anpressung – lief dabei absolut fehlerfrei; die 2-Brenner- Vor-Fassung hatte auf 71 getesteten Geräten vier Ausfälle, in denen die Player die CD gar nicht erst erkannten. Es scheint also Unterschiede beim Arbeiten mit zwei Brennern zu geben, welche die Kompatibilität einschränken. Und dies alles nur wegen den drei Millisekunden... Aaargh. Wie sagte Kai Blankenberg aus dem Skyline Studio Düsseldorf während meiner Recherchen einmal lächelnd zu mir: „Wer sich in Gefahr begibt...“

 


Ein Teil der CD- und DVD-Player „Teststrecke“ (Bild: Thomas Grube)

 

96kHz.de: Hat dich das Projekt denn trotz des Produktionstechnischen Aufwandes auch selbst ein wenig entschleunigt? Wie ist es denn nun mit der Wirksamkeit?

TG: Na ja: Immer mal wieder vier Stunden im Saturn stehen – Player auf, Player zu – das ist schon recht meditativ... (lacht). Nein im Ernst: Diese Produktionen sind für mich die totale Selbsttherapie... und nach diversen Tests der Musik durch Therapeutinnen und Therapeuten sehe ich meine Eingangsvermutung, das eine auf Evolutions- und Planetenfrequenzen gestimmte Musik wirksamer beruhigt und entschleunigt auch absolut bestätigt. Diesbezügliche Auszüge von HörerInnen finden sich übrigens auch im Zitatbereich meiner Website. ADS, bzw. ADHS-Kinder, sowie gestresste Agenturchefs können plötzlich wieder einschlafen – Klangtherapeuten senden äußerst lobende Worte – alles in allem wirklich sehr positiv. Und diese Wirksamkeit erscheint mir auch absolut logisch: Selbstverständlich stimmt uns eine kosmisch gestimmte Musik besser mit dem Rhythmus der Welt überein, als eine willkürlich gestimmte. Erstere entspricht einfach unserer Bauart. Das ist Physik, Mathematik und Chronobiologie.

 
Und die Grundannahme einer Harmonie der Sphären reicht ja auch bereits zurück bis zu großen Denkern wie Phytagoras oder Johannes Kepler... nicht zu vergessen die Arbeiten von Hans Cousto oder Joachim Ernst Berendt (und Harmonikern, Astronomen, Mathematikern oder Philosophen wie Platon, Cicero, Leibniz, Kant, Kopernikus, Newton, Hans Kayser, Dante, Shakespeare, Goethe, Hermann Hesse etc. – Anm. d. Red.). Wie gesagt: Viele Kulturkreise, wie z.B. Indien und China, stimmen ihre Musik traditionell auf kosmische Grundtöne. Warum wir nicht?

96kHz.de: Welchen Erfahrungsschatz hast du aus dieser Produktion gezogen, bzw. was kannst unseren Lesern mit auf den Weg geben?

TG: Wir haben hier ja eher über Aspekte der Audioproduktion gesprochen – und die Filmproduktion, die Buchentstehung und die multimediale Ausstellung außen vor gelassen: Ich bleibe also auch abschließend mal bei der Audioproduktion (grinst). Mit Blick auf die Studiotechnik der Sonnentrommlerproduktionen kann ich für mich persönlich sagen: Ich halte es für wichtig, sich die Zeit zu nehmen, die eigene Arbeitsweise – Qualität versus Quantität – und den persönlichen Workflow sowie die individuelle Technik für das eigentlich wichtige kreative Arbeiten zu betrachten und ständig zu optimieren.

Die Zusammenarbeit mit einem persönlichen Ansprechpartner möchte ich dabei nicht mehr missen. Mir persönlich geht es in meiner täglichen Arbeit nicht nur um die isolierte Tätigkeit, sondern – um es frei nach Timothy Leary zu sagen – auch um Set und Setting. Ich konnte für mich feststellen:

Je besser ich mich und meine Mitmusikerinnen und Mitmusiker auf meine Umgebung einstimme – und umgekehrt meine Produktionsumgebung auf mich eingestimmt ist – umso leichter fällt mir das kreative Arbeiten. Je wohler sich die bei mir agierenden Künstlerinnen und Künstler fühlen, umso besser wird das Resultat unserer gemeinsamen Arbeit.

 

Obschon letzteres sicherlich sehr individuell ist und man selbstverständlich auch zwischen kahlen Betonwänden und mit jeglicher Equipment-Qualität hervorragende Einfälle haben kann, da Kreativität natürlich von innen kommt! Dennoch empfinde ich die gegenseitige Befruchtung des Innen und Außen als hilfreich und inspirierend: Die Idee jenseits der Materie kann man auch nachts in der Tiefgarage haben und wie man sich das Außen für die anschließende Umsetzung der Idee gestaltet, liegt sicherlich in den Vorlieben des Einzelnen – aber wie oft denken wir wirklich über unsere diesbezüglichen Vorlieben nach? Wie auch immer eine individuelle Antwort ausfallen mag: Letztlich zählt eh nur, ob man mit sich und der Welt im Einklang ist. Mit – vor allem aber auch – ohne Equipment.

96kHz.de: Ein schönes Schlusswort – bleibt noch die Frage, ab wann dein Digipak im Handel erhältlich ist?

TG: Die Geburt der Sonnentrommel ist bereits seit dem 05.10.2009 im internationalen Handel erhältlich. Informationen und Kaufmöglichkeit gibt es auf www.Sonnentrommler.de – auf der Labelseite www.planetware-records.de oder bei www.silenzio.de – unserem Hauptvertrieb. Das komplette eBook zum aktuellen Projekt kann außerdem kostenlos auf meiner Website eingesehen werden.

96kHz.de: Thomas – wir danken Dir für dieses Gespräch und wünschen weiterhin viel Erfolg mit Deinen Produktionen!

TG: Vielen Dank – auch für Eure Zeit! Mittlerweile ist es ja draußen dunkel geworden... Gespräche über die tOM Sonnentrommler-Projekte werden irgendwie immer etwas länger... (lacht).

 

Text: 96kHz.de Redaktion • Bildmaterial: Thomas Grube & Archiv 96kHz.de

 

 

 

96kHz.de und Audio-Manufaktur.de sind offline:

Der hier archivierte Produktionsbericht:

"Alles Echt: "tOM Sonnentrommler - Die Geburt der Sonnentrommel"
legt den Schwerpunkt auf Inhalt, Authentizität und
"wertfördernde Entschleunigung"

war vom 22.02.2010 bis Anfang 2015
im Onlinemagazin auf 96kHz.de zu lesen:

Seit 2015 ist die Website www.96kHz.de offline.

 

 

so-flug

 

 

 

 

so-flug

(Foto by Franz Hamm - aus der Serie DERGRUBE seen by Franz Hamm - PART I)

 

 

 

 

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